DSAG-Jahreskongress: Vom Release zum Enhancement

DSAG (Bild: DSAG)

Am 11. Oktober begrüßte Karl Liebstückel, der Vorstandsvorsitzende der DSAG , knapp 4000 Besucher zum Jahreskongress der 2500 Mitglieder starken Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe in Leipzig. Mit Spannung erwartete das vollbesetzte Auditorium die Ankündigungen von Jim Hagemann Snabe, dem Co-CEO von SAP.

Die zwei Eckpunkte der SAP-Strategie sind bekanntlich die Multiplattformstrategie mit on-premise, on-demand und on-device, sowie die kontinuierliche Innovation und Verbesserung der SAP-Angebote. Letztere wird im Quartalsturnus mit Hilfe von Service & Support Packs und jährlich mit Enhancement Packages umgesetzt. Aus diesen kleinen bzw. großen Updates kann sich der Nutzer heraussuchen, was er nutzen möchte. Dieses Verfahren, so nun die Ankündigung des Vorstandssprechers, soll nicht nur, wie bislang bekannt, bis 2015 fortgeführt werden, sondern bis 2020.

Das bedeutet erstens, dass der SAP-Kunde nicht mit einem neuen Release von SAP Business Suite 7 oder ERP 6.0 rechnen muss – denn ein Releasewechsel verursacht stets heftige Störungen des Betriebs. Und zweitens verfügt er nun über entsprechende Planungssicherheit. Liebstückl begrüßte in einer Presseerklärung diese Ankündigung. Auf SAP-Seite erfordert die Fortführung der Enhancement-Politik allerdings eine sukzessive Umstellung aller von Sybase und anderen Firmen eingekauften Produkte in dieses Release-Verfahren.

Jim Hagemann Snabe (Bild: Martin Schindler)
Jim Hagemann Snabe, Co-CEO von SAP (Bild: Martin Schindler)

Dass diese Strategie richtig ist, belegte Hagemann-Snabe mit den Geschäftsergebnissen des 2. Quartals, die je nach Region 34 bis 36 Prozent höher als im Vorjahr liegen. Deshalb machte er für nächstes Jahr Ankündigungen in den Bereichen ERP, Cloud, Mobile und In-Memory.

SAP-Ankündigungen

Schon am 8. November will SAP das Innovationspaket 2011 der Business Suite 7 auf der Basis von Netweaver 7.31 ausliefern. Ziel sei dabei die Optimierung der TCO und eine verbesserte Usability durch 3D-Visualisierung. Bei den Cloud-Produkten will SAP noch dieses Jahr den tausendsten Kunden seiner Online-ERP-Suite Business ByDesign begrüßen. Die aktuelle Version 3.0 wird nach Angaben von Stefan Krauss, COO bei SAP, im Umfang erweitert, so dass 2012 zwei weitere Releases geliefert werden können. Verfügbar ist zudem die Vertriebslösung Sales on Demand, die nächstes Jahr durch Career on Demand und eine Reisekostenrechnung ergänzt wird.

Im Mobilbereich spielt die Sybase Unwired Platform inklusive der Geräteverwaltung Sybase Afaria die Hauptrolle. 2012 will SAP mobile Lösungen für Fachabteilungen auf den Markt bringen: CRM Mobile Sales 2.0, eine Mobile Analytics Suite sowie weitere Apps, die die vorhandenen 25 Apps ergänzen. In diesem Bereich soll ein Partner-Ecosystem entstehen.

Karl Liebstückel, Vorstandsvorsitzender der DSAG e.V. (Bild: DSAG)
Karl Liebstückel, Vorstandsvorsitzender der DSAG e.V. (Bild: DSAG)

Eine erstaunlich positive Aufnahme von Seiten Karl Liebstückels findet die In-memory-Technologie. Sie wird nicht mehr als Hype abgetan, sondern als zukunftsträchtige Innovation begrüßt. Die Appliance SAP HANA für Analyseanwendungen steht im Mittelpunkt, doch auch das Business Warehouse und das ERP-Paket Business One sollen, wie Krauss erläuterte, von der Beschleunigung der Ausführung von Auswertungen und Transaktionen profitieren.

Zu einer Antwort auf die Frage, ob auch die Business Suite 7 künftig so beschleunigt werde, wollte sich Hagemann-Snabe aber noch nicht bereitfinden. Dass man darüber nachdenke, die Business Suite im Labor auf HANA zu testen, war von Peter Maier zu erfahren, General Manager für Fachbereichslösungen der SAP. HANA und die Datenbank Sybase ASE könnten nach Maiers Worten den Grundstock für eine “Technology”-Abteilung bei SAP bilden. Denkbar sind hier dedizierte Partner-Appliances für bestimmte Branchen und Kunden.

Forderungen der DSAG an SAP

So will die Anwendervereinigung wissen, wie sich die SAP-Plattformen erneuern lassen, um die IT-Komplexität weiter zu verringern. Sie will ihre Einflussnahme im Entwicklungsprozess bei Verbesserungen und Weiterentwicklungen bei bestehenden und neuen IT-Lösungen zu einem kontinuierlichen Prozess mit der SAP ausbauen. Und die Anwender verlangen Klarheit darüber, ob Branchenlösungen als Kerngeschäft von SAP fortbestehen werden.

Zudem will Vorstandsmitglied Andreas Oczko auf “kundengerechtere” SAP-Lizenzmodelle hinwirken. Von ihm war zu erfahren, dass SAP am 15. Oktober eine Erhöhung seiner Wartungspreise bekanntgeben wird. Diese Preise richten sich nach einem branchenüblichen Index, gegen den Oczko keine Einwände erhebt.